Das Erdbeben wirkt nach

Gäste und Gastgeber: Die Raunheimer Anne-Frank-Schule hat Besuch aus der französischen Partnerstadt Le Teil. (Foto: Michael Kapp)
Gäste und Gastgeber: Die Raunheimer Anne-Frank-Schule hat Besuch aus der französischen Partnerstadt Le Teil. (Foto: Michael Kapp)

Austauschschüler aus der Partnerstadt Le Teil berichten in Raunheim unter anderem von ihren Erlebnissen

Die Anne-Frank-Schule hat diese Woche Besuch aus Raunheims französischer Partnerstadt Le Teil. Zu Gast sind sieben Schüler vom „College Prive de la Presentation de Marie“.

Das College Prive de la Presentation ist eine Privatschule, die auch von Kindern aus den benachbarten Orten besucht wird. Da das Schulgebäude bei dem Erdbeben im November 2019 stark beschädigt wurde, ist der Unterricht derzeit in den Räumen eines Priesterseminars in Viviers. „Wir werden demnächst nach Le Teil zurückkehren, wo Schulcontainer bezogen werden sollen“, erklärte Treis. Zwar wurde das Erdbeben auch in den Nachbarorten der Partnerstadt gespürt, das Epizentrum war jedoch unmittelbar unter Le Teil. Wie Bürgermeister Thomas Jühe nach seinem Besuch dort im Dezember berichtete, war kein Haus unbeschädigt geblieben. Auch einer der Austauschschüler sagte, dass sein Elternhaus einen Riss habe, der sich nach dem Beben vergrößert hat.

Im College können die Schüler ab der siebten Klasse wählen, ob sie als Fremdsprache Deutsch oder Spanisch lernen wollen. Die weitaus überwiegende Zahl der Kinder wähle Spanisch, da die Sprache ebenfalls eine romanische sei und damit leichter zu lernen, so Lehrerin Sabine Treis. Die deutschstämmige Deutschlehrerin ist bereits zum elften Mal mit Schülern in Raunheim zu Gast. Die Initiative für den Austausch ging ebenfalls von Lehrerin Treis aus, nachdem die staatliche Schule in Le Teil kein Interesse mehr daran gezeigt hat. Das Projekt wird vom Freundeskreis Le Teil regelmäßig mit einem kleinen Betrag unterstützt.

Alle Schüler, die am frühen Freitagmorgen die Rückfahrt ins Departement Ardeche antreten, sind zum ersten Mal in Deutschland. „Wir hätten die Reise, weil es bequemer ist, gerne mit der Bahn unternommen“, sagt Lehrerin Treis. Da bei der Buchung der Hin- und Rückreise aber noch nicht klar gewesen sei, ob zu diesem Zeitpunkt noch in Frankreich gestreikt werde, habe man die Fahrt mit dem Bus angetreten. Als die Schüler am Sonntagabend in Raunheim ankamen, hatten sie mehr als 13 Stunden Fahrt hinter sich. Untergebracht sind die Gäste in Familien. Größte Sorge der Schüler sei gewesen, ließ Treis wissen, dass es mit der Verständigung in den Gastfamilien schwierig werden könne.

Leider, sagte Französischlehrerin Marie-Luise Gehringer von der Anne-Frank-Schule, werde es immer schwieriger, die Austauschschüler in Raunheim privat unterzubringen. In Le Teil, sagt sie, sei das bisher noch kein so großes Problem gewesen. Man sehe sich dennoch immer häufiger gezwungen, anstelle des Schüleraustauschs, Studienfahrten anzubieten. Der über viele Jahre gepflegte Kontakt zwischen England und Deutschland ist bereits abgerissen.

Erschienen am 02.02.2020 in der Main-Spitze
Autor: Michael Kapp

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