Die Menschen werden mir fehlen

Petra Boulannouar-Harnischfeger, Leiterin der Integrierten Gesamtschule Raunheim, ist ab 1. August in Altersteilzeit

Petra Boulannouar-Harnischfeger hat Pläne für den Ruhestand. (Foto: Michael Kapp)
Petra Boulannouar-Harnischfeger hat Pläne für den Ruhestand. (Foto: Michael Kapp)

Mit dem Schuljahresende nähert sich auch das Ende der Dienstzeit von Petra Boulannouar-Harnischfeger als Leiterin der Integrierten Gesamtschule (IGS) Raunheim. Ab 1. August beginnt die passive Phase ihrer Altersteilzeit.

„Das ist die Schule gewesen, die ich unbedingt leiten wollte“, sagt die Kunst- und Französischlehrerin, die vor der Übernahme der Schulleitung stellvertretende Leiterin der Hochheimer Brentano-Schule war. So wie es Vorgänger Michael Meder getan habe, würde auch sie gerne den Staffelstab vor dem Schuljahresende weitergeben, doch bisher sei noch nicht bekannt, wer die Schulleitung übernimmt. Dass der oder die Nachfolger/in bereits in der Bildungseinrichtung tätig ist, davon gehe sie nicht aus. Es gebe aber ein paar Kollegen, darunter Stellvertreter Abdullah Zeybek, denen sie das zutraue.

Selbst mit einem Schulleiter verheiratet, der Ehemann leitete die IGS Kelsterbach, ist der Blick zurück kein Blick zurück im Zorn. Auch wenn der in vergangenen Jahren zugenommene Vandalismus allen Grund dafür geben würde. Die neuneinhalb Jahre in Raunheim hätten ihr „zu 95 Prozent sehr viel Spaß gemacht“, wobei die Bezeichnung Spaß umgehend von ihr korrigiert wird. Das höre sich „eigentlich nicht besonders professionell“ an, meint sie. Boulannouar-Harnischfeger spricht stattdessen lieber von einer „sehr fruchtbaren Zeit“, in der auf die Arbeit des Vorgängers aufgebaut werden konnte.

Von Michael Meder begonnen, und die Schule sehe sich darin bis heute tatkräftig von der Stadt Raunheim unterstützt, konnte der Ganztag unter ihrer Leitung mit dem Lerntag weiterentwickelt werden. Damit habe für alle, was das selbstständige Lernen angehe, ganz viel umgesetzt werden können. Gleichzeitig sei deutlich geworden, wie wichtig das Feedback für Schülerinnen und Schüler ist. „Jeder braucht eine Rückmeldung und die muss wertschätzend formuliert sein, damit derjenige eventuell auch mit einem kritischen Punkt in der Lage ist, daran zu arbeiten.“ In der Anne-Frank-Schule erfolgt diese Rückmeldung zweimal jährlich in Lernentwicklungsgesprächen. Eine gute personelle Ausstattung, auch mit Lehrkräften, die aufgrund einer pädagogisch-psychologischen Ausbildung einen guten Blick auf die Kinder haben, bringe Lernen „richtig gut voran“.

Leider habe sich die Planung durch Corona etwas verschoben. Andererseits habe sich dadurch die Möglichkeit geboten, digitales Lernen auszubauen. Auch Schüler sollen jetzt in der Lage sein, Videokonferenzen zu leiten. „Da haben wir eine rasante Entwicklung gemacht“, erklärt die Schulleiterin. Sie sieht die Anne-Frank-Schule „ganz breit aufgestellt“. Es würden sogar bessere Ergebnisse erzielt als im Durchschnitt im Schulamtsbereich. Das ließe sich nicht nur an den Abschlussergebnissen ablesen, sondern auch an Lehrkräften und Referendaren, die gerne an der Gesamtschule seien.

Dass mit Errichtung einer zweiten Grundschule ein Schulcampus auf dem Gelände entsteht, davon verspricht sich Boulannouar-Harnischfeger einiges. Kein Gefallen findet, dass in der Übergangszeit Räume abgetreten werden müssen. „Als Schule, in der Inklusion gelebt wird, ist man auf diese Räume angewiesen.

Dem Ruhestand sieht die Groß-Gerauerin gelassen entgegen. „Einerseits bin ich total froh, keine Verantwortung mehr zu haben. Die Verantwortung als Schulleiterin verlasse ich gerne, aber die Menschen werden mir fehlen“, sagt sie. Die neu gewonnene Zeit will sie unter anderem für die Gründung eines Hospizes in der Kreisstadt nutzen.

Erschienen am 02.07.2021 in der Main-Spitze
Autor und Foto: Michael Kapp

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