Ganztagskonzept für ruhigen Unterricht

Ganztagskonzept für ruhigen Unterricht
„Wir wollen den Menschen zeigen, dass andere ihre Hilfe brauchen", sagen Gemina (links) und Annetta aus der Klasse 9.4. (Foto: Maraike Stich)

Eine schwierige Zeit bricht für viele Eltern an, wenn die Grundschule endet und sie sich für eine weiterführende Schule für ihre Kinder entscheiden müssen. Die Anne-Frank-Schule in Raunheim stellte ihr Konzept jetzt vor. Neben trockenen Fakten gab es ein schwungvolles Begleitprogramm der Schüler.

Kurz vor 17 Uhr am Freitag, gleich geht es los. In der Aula haben die möglichen Neuzugänge mit ihren Eltern Platz genommen. Draußen im Foyer versammeln sich die Schüler der Klassen 5.1 und 5.3. Die Vorfreude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Jonas erzählt: „Wir haben extra für heute schon lange geübt.“ Auch seine Klassenkameradin Laura freut sich und versichert sehr glaubhaft, dass sie keine Angst vor dem Auftritt habe. Der Chor aus den beiden Klassen wird gleich ein Lied singen, das von dem vielleicht wichtigsten Menschen im Leben eines Schülers handelt. „Klassenkamerad“ heiß der Song, den Musiklehrerin Ama Golestaneh mit ihnen einstudiert hat.

Im Sportunterricht hat die Klasse 6.1 eine Akrobatiknummer für das Rahmenprogramm vorbereitet. Ihre Sportlehrerin versichert, dass die Schülerinnen das komplett alleine choreografiert und organisiert hätten. „Die Mädchen haben sogar selbst Plakate für ihren Auftritt gemacht und ihre Eltern und auch alle anderen Klassen schriftlich eingeladen“, erzählt sie begeistert und ergänzt: „Das hat den Zusammenhalt in der Klasse sehr gefördert“. Akrobatisch herausfordernd und schwungvoll ist der Auftritt der Truppe, die sich selbst den Namen „Black White’s“ gegeben hat.

Abgerundet wird der Show-Teil durch einen Auftritt der Trommel AG. Schon das Stampfen und Klatschen beim Betreten der Bühne ist Teil ihres Percussionsprogramms. Immer mehr steigert sich das Tempo ihres Stücks dem krachenden Höhepunkt entgegen. Zum Applaus der Zuschauer verharren alle Schüler in der derzeit so beliebten Geste des Sprintstars.

Im Anschluss stellen die Lehrerinnen Katharina Kohl und Inge Herrmann den Interessenten das besondere Ganztagskonzept der Raunheimer Gesamtschule vor. Jeden Tag ist Unterricht von 8 bis 16 Uhr. Ab 7.30 gibt es ein kostenloses Frühstück, das auch rege angenommen werde. Am Vormittag gibt es zwei Unterrichtsblöcke von je 90 Minuten, danach zwei Einzelstunden, unterbrochen von 45 Minuten Mittagspause und zum Schluss noch einen dritten 90 Minuten Block.

Herrmann ist überzeugt von diesem Stundenplan. „Das hat sehr viel Ruhe in die Schule gebracht“, erzählt die Pädagogin nach der Präsentation im Gespräch. „Es ist wie auch immer geschrieben wird; die Ganztagsschule ist die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit“.

Nach dem Bühnenprogramm bieten speziell vorbereitete Coaches Führungen durch die Schule an und die Gäste haben zudem die Möglichkeit, sich an den Ständen im Foyer zu informieren.

Zum Beispiel über die Bienen AG, in der die Schüler im Sommer ihren eigenen Honig schleudern können. Auch ein Plätzchen- und Waffelverkauf findet sich dort, dessen Einnahmen an die Partnerschule in Nicaragua gehen.

Den Amnesty International Stand betreuen die Schülerinnen Gemina und Annetta aus der Klasse 9.4. „Wir haben uns dafür interessiert, wir wollen den Menschen zeigen, dass andere ihre Hilfe brauchen“, begründen sie ihr Engagement.

Die elfjährige Rozerin geht in die Klasse 5.1 und hat im Chor mitgesungen. „Es ist gut hier, es macht Spaß“, erzählt sie nach dem Auftritt. Auf die Frage, was sie in der Schule am liebsten macht, hat sie die entwaffnende Antwort: „Ich lache besonders gerne.“ Mathe mag sie nicht so sehr, Deutsch dafür umso mehr. „Ich schreibe gerne Märchen“, erzählt sie. „Sie ist hier glücklich, das ist das Wichtigste“, sagt ihre Mutter.

Erschienen am 12.12.2016 im Rüsselsheimer Echo
Autor: Maraike Stich

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