Generationen lernen mit- und voneinander

Bewohner der Seniorenresidenz werden von Schülern der Anne-Frank-Schule besucht

„Mir macht das einfach Spaß!“, versichert Amina und lächelt freundlich in die Kamera. Die 14-jährige Gesamtschülerin hat sich zwar erst vor einem halben Jahr zu der in der Anne-Frank-Schule angebotenen Arbeitsgemeinschaft „Jung trifft alt“ angemeldet, die Begegnung mit den Senioren findet sie aber „voll cool“, erklärt sie und lässt sich dabei ihr Eis schmecken. Als Dankeschön, weil sie sich immer so rührend um eine inzwischen verstorbene Bewohnerin kümmerten, erzählt Martina Fischer, pädagogische Mitarbeiterin an der Bildungseinrichtung, habe die Tochter der verstorbenen Frau, die 104 Jahre alt wurde, die Schüler beim letzten Treffen vor dem Beginn der Ferien zum Eis eingeladen.

Die Idee zu der Arbeitsgemeinschaft (AG), eines von über 20 AG-Angeboten in der Anne-Frank-Schule, hatte die pädagogische Mitarbeiterin vor sechs Jahren. Seitdem gehen die Schüler regelmäßig in dem Pflegeheim am Römerbrunnen ein und aus. Damals noch unter der Leitung von Residenzleiterin Carmen Völker, die sich sofort dafür begeistert gezeigt habe, kommt Martina Fischer seitdem jeden Mittwochnachmittag mit den Schülern ins Pflegeheim, um mit den Bewohnern zu spielen oder zu basteln. Oder es geht zu kleineren Ausflügen mit den Rollstuhlfahrern an die Lache oder ins Stadtzentrum, wo auch kleinere Erledigungen gemacht werden können. Die Einladung zum Eisessen traf gleichermaßen bei Jung und Alt auf Begeisterung. „Mir geht es in der AG darum, Berührungsängste zu alten Menschen abzubauen“, sagt Martina Fischer. Die Schüler wählen sich selbst in das Angebot ein, die regelmäßige Teilnahme ist verpflichtend. Fehlzeiten werden ins Zeugnis eingetragen. Es gibt anschließend ein Teilnahmezertifikat.

Neben der Möglichkeit, die Pflegeeinrichtung kennenzulernen und - was auch schon geschehen ist - dort eine Ausbildung zu machen, steht für Martina Fischer die Stärkung der Sozialkompetenz im Mittelpunkt. Schülerin Zuzanna nimmt bereits seit einem Jahr an der AG teil, „weil das mal was anderes ist“ wie sie erklärt. Zuzanna, wie Amina, Schülerin in der achten Klasse, kann sich vorstellen, nach der Schule einen Pflegeberuf zu ergreifen.

Bei den Senioren kommen die regelmäßigen Treffen mit den jungen Leuten an. „Ich finde es gut“, versichert Katharina Schöller, die seit eindreiviertel Jahren in der Seniorenresidenz ihr Zuhause hat, „dass die Jugend mit integriert wird“. Man habe ja auch mal das ein oder andere zu erledigen, sieht die Seniorin, die im Rollstuhl sitzt, das Angebot von der Anne-Frank-Schule auch von der praktischen Seite. „Die sozialen Kontakte, die durch die Besuche der Schüler geknüpft werden, sind ganz wichtig für die Bewohner“, versichert Residenz-Mitarbeiterin Nadeschda Hoch, die im Haus für die Sozialbetreuung zuständig ist. Die Besuche der jungen Leute sind gerne gesehen. Dass diese darin bisweilen sogar mehr als nur ein schulisches Angebot erkennen, zeigt nach Beobachtung von Martina Fischer deren Bereitschaft, schon einmal länger als die vorgesehenen zwei Schulstunden mit den Senioren zu verbringen. „Einige haben sogar versprochen, während den Ferien vorbeizuschauen“, erklärt sie.

Erschienen am 20.12.2018 in der Main-Spitze
Autor und Foto: Michael Kapp

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